Asset-Herausgeber

Smarthome

Die Ergebnisse im Einzelnen

 

Smarthome für Ältere? 20 Jahre nach dem Hype noch nicht etabliert

Das Smarthome sollte auch gerade Älteren den Alltag erleichtern und längere Selbstständigkeit in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Empirisch untersucht wurde dies schon, als Smarthome und Ambient Assisted Living (vernetzte Gesundheitstechnik im heimischen Bereich) für die meisten noch eher Utopie denn tatsächlich nutzbare Technik waren. Vor rund 20 Jahren erforderten die wenigen kommerziell verfügbaren Geräte einiges an Technikverständnis und Bastlergeist, um damit tatsächlich ein (in Teilen) smartes Zuhause zu realisieren.

Die Altersgruppe der damals etwa 50- bis 65-Jährigen – also die heute Über-70-Jährigen – zeigte 2003 in einer vom Fraunhofer-Institut FOKUS beauftragten, projektinternen Auswertung qualitativer Befragungen des Berliner Instituts für Sozialforschung eine mittlere Smarthome-Akzeptanz. Zudem äußerte diese Altersgruppe einen bereits deutlicher Unterstützungsbedarf bei Alltagsorganisation und Sicherheit – typischen Anwendungsfeldern von Smarthome-Technik. Vorhandene Technik wurde von dieser Gruppe intensiv genutzt. Es sprach also alles für einen Durchbruch von Smarthome mit der Verfügbarkeit geeigneter Lösungen am Markt. Tendenziell erhöht sich der Unterstützungsbedarf mit zunehmendem Alter.

Heute sind weit mehr Geräte und verbesserte Funktionen verfügbar, die Ausstattung mit Smarthome-Technik ist erschwinglicher geworden. In jedem Baumarkt kann man mittlerweile vielfältige Komponenten für mehrere, konkurrierende Smarthome-Systeme kaufen, die in der Regel auch von Techniklaien erfolgreich in Betrieb genommen werden können. Jetzt allerdings lehnt fast die Hälfte der Über-70-Jährigen Smarthome-Anwendungen eher ab, weniger als ein Drittel befürwortet sie. Nur in dieser Altersgruppe ist die Ablehnung von Smarthome höher als die Befürwortung. Und selbst unter den älteren Befürwortenden nutzt nur rund jede:r fünfte Smarthome-Systeme. Diese haben sich in der vor rund 20 Jahren so aufgeschlossenen Gruppe also doch noch nicht etabliert.

Neue Technologien? »Jein«

Zwar stehen auch Ältere neuen Technologien (verhalten) positiv gegenüber, über die Hälfte sieht jedoch keinen Bedarf für Smarthome und auch der Nutzen ist einem hohen Anteil der Älteren nicht klar. Fast jedem/r zweiten älteren Befragten ist zudem die Bedienung zu kompliziert. Diese Ergebnisse ähneln denen einer ÖFIT-Umfrage zur Internet-Nutzung aus dem Jahr 2017, in der Über-70-Jährige ihre Nicht-Nutzung (immerhin 71 Prozent) ebenfalls mit der Kompliziertheit (65 Prozent) und fehlendem Bedarf (33 Prozent) begründeten.

Wo kommt Smarthome zum Einsatz?

Sicherheitssysteme sowie Energie- und Lichtsteuerung werden von den älteren Nutzer:innen als hauptsächliche Einsatzfelder genannt. Blickt man auf die Studie von 2003 zurück, sind also nach wie vor die Anwendungsfelder relevant, die schon zur Jahrtausendwende besonders nachgefragt wurden. Insbesondere die Potenziale einfacher Bedienung durch Sprachsteuerung mit smarten Lautsprechern werden von älteren Smarthome-Nutzer:innen hingegen wenig genutzt.

Auf die Bedienbarkeit kommt es an!

Mit Blick auf als „sehr wichtig“ benannte Kaufkriterien für Smarthome-Geräte unterscheiden sich Ältere kaum von anderen Altersgruppen: Für ausnahmslos alle Über-70-Jährigen Smarthome Nutzer:innen steht an oberster Stelle die Einfachheit der Bedienung, noch vor den technischen Funktionen. Datenschutz bezeichnen mehr als drei Viertel aller Befragten als sehr wichtig, den Preis hingegen nur jede:r zweite. Die einfache Bedienbarkeit scheint allgemein der Schlüssel zum Smarthome zu sein.


Wir führen in unregelmäßigen Abständen Befragungen zu aktuellen Digitalthemen durch. Hier finden Sie die Auswertungen und Ergebnisse dazu.

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Die Umfragedaten finden sie im Forschungsdaten-Repositorium der Fraunhofer-Gesellschaft Fordatis