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Wie die Verwaltung Civic Tech mit Open Data besser unterstützen – und dabei auch profitieren kann

Wie die Verwaltung Civic Tech mit Open Data besser unterstützen – und dabei auch profitieren kann

Gastbeitrag von

Victoria Boeck ist Transformationsmanagerin für Verwaltungsinnovation beim CityLAB Berlin, einem Projekt der Technologiestiftung Berlin. Früher hat sie für mehrere Jahre die Open Data Informationsstelle geleitet, ein Unterstützungsangebot der Technologiestiftung Berlin für die Berliner Verwaltung.

Editors Note: Diese Civic Tech-Blogreihe ist primär als Plattform für verschiedene Meinungen und Erkenntnisse aus der Civic Tech-Branche konzipiert. Ziel ist es, durch die Beleuchtung verschiedener Beispiele und Erfahrungen ein tieferes Verständnis von Civic Tech herzustellen und hierdurch zur erfolgreichen Kooperation mit der öffentlichen Hand beizutragen.

Hier ein Überblick über alle Beiträge dieser Reihe:

  1. Technologie von Bürger:innen für Bürger:innen: Vorstellung von Civic Tech
  2. Digitales Ehrenamt und Verwaltungsdigitalisierung in der Praxis – Erfahrungen und Ausblicke
  3. Civic Tech und Open Data – wie passt das zusammen?
  4. Wie die Verwaltung Civic Tech mit Open Data besser unterstützen – und dabei auch profitieren kann

Die Civic Tech-Community ist ein wesentlicher Bestandteil des Open Data-Ökosystems in Deutschland. Die Mitglieder dieser Szene gehören zu den wichtigsten Nutzer:innen von Open Data, denn ihre Anwendungen verfolgen den Ansatz, komplexe und schwer verständliche Verwaltungsdaten in ansprechende, nutzer:innenfreundliche Tools und Applikationen für Bürger:innen umzuwandeln (z. B. Projekte wie die Aufbereitung der Berliner Haushaltsdaten oder Klimawatch). Dabei stellt die Civic Tech-Community sicher, dass auch Menschen, die selbst nicht gut mit Daten umgehen können, von offenen Daten profitieren.

Dennoch hat die Community es nicht leicht in dieser Rolle: Viele der Daten, die für Civic Tech-Anwendungen relevant oder sogar erforderlich wären, sind immer noch nicht als Open Data verfügbar. Die offenen Daten, die es gibt, haben oft mangelhafte Qualität, sodass bestimmte Formen der Datennutzung gar nicht oder nur mit viel Zusatzarbeit möglich sind. Nicht zuletzt: Obwohl die Civic Tech-Community häufig als wichtige Akteurin im Open Data-Bereich anerkannt wird, gibt es selten einen direkten Austausch zwischen Verwaltung und Community.

Wie können Verwaltungen die Open Data-Arbeit von Civic Tech-Akteur:innen besser unterstützen? Im Folgenden sind drei konkrete Vorschläge aufgeführt, wie Verwaltungen die Lage für Civic Tech im Bereich Open Data verbessern können (und dabei auch ihre eigene datenbasierte Arbeit stärken):

1. Eigene Datenkompetenzen fördern, um Datenqualität zu steigern

Um die Qualität ihrer Daten zu verbessern, müssen Verwaltungen die Datenkompetenzen ihrer Mitarbeiter:innen stärken. Wer nicht versteht, wie Daten verwendet und analysiert werden, wird auch nicht verstehen, was qualitativ hochwertige Daten auszeichnet und wie man sie erstellt. Verwaltungen sollten ihren Mitarbeiter:innen Schulungen zum Umgang mit Daten – oder besser noch, ein komplettes Fortbildungsprogramm rund um Daten ermöglichen. Dabei geht es nicht darum, dass Verwaltungsmitarbeiter:innen direkt eigene Datenanalyseprojekte durchführen, sondern vielmehr darum, dass sie besser verstehen, wie aus rohen Daten Wissen generiert wird – und wie Daten aufbereitet werden sollten, damit sie wirklich nutzbar sind. Das Data Excellence-Schulungsprogramm der Stadt Wien dient als positives Beispiel dafür, wie ein solches Schulungsprogramm in der Praxis umgesetzt werden kann.

2. Weniger auf Anwendungen und mehr auf die Bereitstellung von Daten fokussieren

Zweitens sollten Verwaltungen weniger auf Anwendungen von Open Data und stärker auf die Bereitstellung von möglichst vielen, qualitativ hochwertigen Daten fokussieren, die mit gut gepflegten Metadaten hinterlegt sind. Klar ist, dass Open Data-Anwendungen ein wichtiger Bestandteil des Open Data-Ökosystems sind und dabei helfen, den Mehrwert und den Nutzen von Open Data greifbarer zu machen. Wenn aber Verwaltungen Open Data nur mit Blick auf potentielle Anwendungen betrachten, beeinflusst diese Denkweise ihre Entscheidungen darüber, welche Daten überhaupt veröffentlicht werden. Verwaltungsmitarbeiter:innen versuchen vorherzusagen, welche Datensätze sich möglicherweise für Anwendungen eignen würden und priorisieren diese für die Bereitstellung. Datensätze, wo sie keine konkrete Nutzung absehen, bekommen eine niedrige Veröffentlichungspriorität und im schlimmsten Fall werden gar nicht veröffentlicht. Das aber ist zu kurz gedacht – denn eine Verwaltung kann nicht alle potenziellen Nutzungen ihrer Daten absehen. Daten zurückzuhalten, nur weil die Verwaltung die Nutzbarkeit der Daten für Dritte nicht sofort erkennt, würde viele potenzielle Anwendungen der Daten ausschließen. Es ist zum Beispiel sehr unwahrscheinlich, dass der Bereitsteller des Berliner Baumkatasters erwartet hatte, dass jemand auf Basis dieser Daten eine Anwendung wie Gieß den Kiez – eine Plattform für die Koordinierung von Gießaktivitäten für die Berliner Stadtbäume – erstellen würde.

Zudem darf nicht vergessen werden, dass die Verwaltung selbst von Open Data profitiert. Verwaltungsbeschäftigte haben kontinuierlich Bedarf an Daten aus anderen Behörden. Wer bereits in einem solchen Umfeld gearbeitet hat, weiß wieviel Zeit auf der Suche nach bestimmten Daten verloren gehen kann. Zuerst muss man feststellen, ob die Daten überhaupt existieren, und wenn ja, wer für die Daten zuständig ist. Dann muss man Kontakt zu der zuständigen Person oder Stelle aufnehmen, auf eine Rückmeldung warten, vielleicht zusätzlich eine formelle Anfrage abschicken… Das alles spart man sich bei Open Data. Verwaltungsmitarbeiter:innen können das Datenportal selbst aufrufen und die gewünschten Daten direkt herunterladen. Die Bereitstellung von großen Mengen hochwertiger Daten kann also einen Mehrwert für die Verwaltung generieren.

3. Eigene Datenkompetenzen fördern, um Datenqualität zu steigern

Die Civic Tech-Community nutzt offene Daten, um eine Brücke zwischen den Angeboten der Verwaltung und den Bedarfen der Bürger:innen zu bauen und erfüllt dabei eine wichtige Rolle im Open Data-Ökosystem sowie in der Gesellschaft allgemein. In der Verwaltung wird jedoch oft über die Civic Tech-Community statt mit der Community geredet. Es ist natürlich schön, wenn Anwendungen aus der Civic Tech-Community hervorgehoben werden als Beispiele für den Mehrwert von Open Data. Noch schöner – und nachhaltiger – ist es, wenn die Verwaltung die Entwicklung solcher Anwendungen direkt unterstützt. Diese Unterstützung kann finanziell sein (viele Civic Tech-Projekte werden ehrenamtlich durchgeführt), aber es gibt auch andere Möglichkeiten: Vielleicht brauchen die Entwickler:innen weitere oder bessere Daten für ihre Projekte, oder andere, noch nicht vorhandene Informationen von der Verwaltung, um ein Projekt weiterzuentwickeln.

Regelmäßige Treffen zwischen der Verwaltung und der Civic Tech-Community (z. B. in Form von Meetups oder ähnlichen Formaten) können ein effektives Mittel sein, um solch einen Austausch zu fördern. Das bringt nicht nur die Community weiter: Auch die Verwaltung profitiert, denn sie kann durch diesen Austausch besser verstehen, wie ihre Daten benutzt werden und welche Bedarfe Datennutzer:innen an ihre Daten haben.

Für weitere spannende Beiträge bleiben Sie dran!

Weiterführendes von ÖFIT:

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open data (scrabble) | justgrimes | CC-BY-SA

OpenData Staging-Plattform

2018: Viele Verwaltungen stellen Daten über OpenData-Portale der Allgemeinheit zur Verfügung. Der größte Aufwand in der Bereitstellung von offenen Verwaltungsdaten entsteht vor der Veröffentlichung durch Erfassung, Bewertung, Aufwertung und ggf. Anonymisierung der Daten. Mit einem Demonstrator zeigt das Kompetenzzentrum Öffentliche IT einen Ansatz, mit dem der Veröffentlichungsprozess aus Sicht der Verwaltung unterstützt und vereinfacht werden kann. Der Demonstrator ist das Ergebnis diverser Diskussionsrunden mit Expert:innen aus dem Bereich Open Data. Insbesondere die Abteilung Digital Public Services des Fraunhofer-Instituts FOKUS hat dabei mit ihrer Expertise unterstützt.

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November 2019

Open Data - zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Open Data soll die Zusammenarbeit zwischen Behörden verbessern, die Transparenz von Politik erhöhen und neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Die Ansprüche an die Verwaltung sind hoch, doch bei der Umsetzung zeigen sich Hürden. Kritiker führen an, dass offene Daten nur selten genutzt werden. Grund genug, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Anhand von vier europäischen Metropolen arbeiten wir in dieser Studie nicht nur Unterschiede in der Umsetzung von Open Data heraus, sondern gehen auch auf die jeweilige Nutzung ein. Was passiert, wenn politische Versprechen auf Verwaltungswirklichkeit treffen? Wir laden Sie zur Beantwortung dieser Frage auf eine Reise nach London, Hamburg, Berlin und Wien ein. Unterwegs erfahren Sie, wie Open-Data-Ökosysteme entstehen und was für eine erfolgreiche Umsetzung von Open Data ausschlaggebend ist.

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Genossenschaften im digitalen Zeitalter

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Veröffentlicht: 12.06.2023