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Wie spezialisierte Dienstleister mit Open Source zu Innovationskraft und Leistungsfähigkeit beitragen können

Wie spezialisierte Dienstleister mit Open Source zu Innovationskraft und Leistungsfähigkeit beitragen können

Gastbeitrag von

Dr. Christian Knebel ist Gründer und Geschäftsführer der publicplan GmbH, die sich um die Konzeption und Umsetzung zukunftsfähiger E-Government-Verfahren mithilfe von Open-Source-Lösungen kümmert. Zuvor arbeitete er Wirtschaftswissenschaftler in verschiedenen Positionen in der Unternehmensleitung sowie als Vorstandsmitglied bei cosinex und lehrte an der Universität Rhein-Waal. Seine Promotion in Wirtschaftswissenschaften erhielt er an der Universität Paderborn.

Ein Überblick über alle Beiträge dieser Reihe befindet sich hier: Blogreihe Open Source

Open-Source-Software (OSS) etabliert sich auch im öffentlichen Sektor zunehmend – und das aus gutem Grund: zahlreiche Open-Source-Projekte bieten moderne Lösungen, die durch ein Plus an Transparenz, Zusammenarbeit und Innovation der öffentlichen Hand ermöglichen, ihre Aufgaben effizient und bürgerorientiert zu erfüllen, ohne dabei in Abhängigkeiten zu einzelnen Anbietern zu geraten.

Doch wie finden öffentliche Einrichtungen in der Vielfalt verfügbarer Open-Source-Technologien und -Projekte diejenigen, die am besten zu ihren Anforderungen passen? Und wie gelingt es der öffentlichen Hand, die Codebasen der von ihr eingesetzten Open-Source-Lösungen stets aktuell zu halten und weiterzuentwickeln? In vielen öffentlichen Einrichtungen fehlen aktuell die internen Ressourcen, um diese Aufgabenstellungen im Rahmen von großen Digitalisierungsprojekten zu bewältigen – und oftmals ist der kurzfristige Aufbau solcher Kapazitäten auch organisatorisch beziehungsweise budgetär nicht sinnvoll. Dieser Beitrag gibt einen Überblick, wie spezialisierte externe Dienstleister den öffentlichen Sektor dabei unterstützen können, den effektiven Open-Source-Einsatz in der öffentlichen Verwaltung zu fördern.

Vom Suchen und Finden: externe Dienstleister als Lösungs-Scouts

Auf Open-Source-Lösungen spezialisierte Dienstleister bringen einen breiten Marktüberblick mit und verfügen oftmals über langjährige Erfahrungen mit verschiedenen Open-Source-Projekten und deren Communities. So können sie für öffentliche Auftraggeber, die auf Open Source setzen wollen, wichtige Beratungsleistungen bereits vor der Entscheidung für eine bestimmte Open-Source-Lösung erbringen: Gemeinsam mit dem Auftraggeber werden die Anforderungen (rechtlicher, technischer und praktischer Natur) analysiert, denen eine Lösung gerecht werden muss. Mit diesem Anforderungsprofil kann ein spezialisierter Dienstleister geeignete Open-Source-Lösungen im Rahmen einer Markterkundung identifizieren, bewerten und die bestgeeignete Lösung empfehlen.

Dabei kommt vor allem die Erfahrung mit verschiedenen Open-Source-Projekten zum Tragen: Ein erfahrener Dienstleister ist in der Lage, OSS mit den passenden Features zu finden (oder zu bewerten, ob sie sich um die passenden Features ergänzen lässt) und zu beurteilen, wie gut sich eine Software in die vorhandenen Strukturen des Auftraggebers integrieren lässt. Vor allem aber kann ein erfahrener Partner einschätzen, wie ausgereift eine infrage kommende Open-Source-Lösung ist und wie stabil die entwickelnde Community aufgestellt ist. Ebenso können spezialisierte Dienstleister Expertise zu den Besonderheiten verschiedener freier Lizenzmodelle beitragen.

Schlussendlich ergibt sich so ein Gesamtbild zur Leistungsfähigkeit, Sicherheit, Stabilität, Skalierbarkeit und Interoperabilität von infrage kommender Software, aufgrund dessen eine auftraggebende öffentliche Einrichtung eine fundierte Entscheidung treffen kann. Dabei können spezialisierte Dienstleister aus einem umfangreichen Erfahrungsschatz im Umgang mit und in der Mitarbeit in Open-Source-Communities schöpfen und so auch Open-Source-spezifische Faktoren wie die Projektreife und Community-Unterstützung treffend bewerten.

Im Kontakt mit der Community: Codebase-Pflege mit Unterstützung externer Dienstleister

Lösung ausgewählt und implementiert – fertig ist das Digitalprojekt? Mitnichten, denn jede Software – ob Open Source oder proprietär – muss beständig gewartet und an neue Anforderungen angepasst werden, etwaige Sicherheitslücken müssen gepatcht werden, Leistungs- und Ressourcenverbrauch sollten optimiert werden und Anwendende brauchen fortlaufend Unterstützung.

Auch bei der Pflege von Codebases für Projekte des öffentlichen Sektors und dem fortlaufenden Support können spezialisierte Dienstleister wertvolle Unterstützung leisten. Denn ein spezialisiertes Unternehmen steht oftmals in sehr engem Austausch mit den Communities, deren Projekte es an einen Auftraggeber empfiehlt und implementiert. So finden Sicherheitspatches und Funktionsupdates aus der Community besonders schnell ihren Weg in die Produktivsysteme der öffentlichen Partner. Ebenso können spezialisierte Unternehmen mit ihrem Know-How Code-Audits, Lasttests, Code-Refactorings, Penetrationstests und weitere Maßnahmen zur Sicherheits- und Perfomance-Optimierung durchführen. Die Dienstleister können innerhalb der Communities auch als Stimme im Interesse der öffentlichen Auftraggeber agieren: Durch das kooperative Einbringen in die Weiterentwicklungs- und Entscheidungsprozesse können sie dafür sorgen, dass auch die Interessen der öffentlichen Nutzer eines Open-Source-Projekts gewahrt bleiben.

Ein Engagement der Dienstleister in den jeweiligen Open-Source-Communities stellt dabei sicher, dass Wissen und Verbesserungen in beide Richtungen fließen: Updates aus der Community werden schnell implementiert – aber auch Verbesserungen aus dem spezifischen Projekt beim Auftraggeber fließen in die öffentliche Codebase zurück. So profitieren alle vom Ressourceneinsatz – ganz nach dem Motto »Public Money – Public Code«. Auch weitere öffentliche Einrichtungen können so aus den Beiträgen des privaten Sektors Nutzen ziehen und sogleich eine Kultur der Transparenz, der Innovation und des Wissensaustausches gemeinsam mit der Open-Source-Gemeinschaft etablieren.

Außerdem können spezialisierte Dienstleister im Support effektiv unterstützen: Sie wissen, wo es mal haken kann und können Unterstützung bieten. Auch bei größeren Problemen können Sie mit einem tiefen Verständnis der Codebase und im direkten Kontakt mit der Community schnell Lösungen finden. Und schlussendlich können externe Dienstleister auch eine Vermittlerfunktion übernehmen: Sie können die Dokumentation von Schnittstellen, Benutzerhinweisen und häufigen Fragestellungen spezifisch für den jeweiligen öffentlichen Auftraggeber erweitern und aufbereiten.

Voraussetzungen für eine effektive Zusammenarbeit

Dienstleister können also zwischen den Open-Source-Communities und den öffentlichen Einrichtungen vermitteln und sorgen dafür, dass Wissen und Verbesserungen in beide Richtungen verfügbar sind. So können sich alle beteiligten Partner auf ihre Kernkompetenzen fokussieren. Voraussetzung für eine fruchtvolle, der Allgemeinheit dienenden Zusammenarbeit jedoch ist, dass die öffentlichen Einrichtungen die Kontrolle wahren und transparente Entscheidungs- und Beschaffungsprozesse gewährleisten. Dazu gehören der gesicherte Umgang mit Datenschutz- und Sicherheitsrisiken, die Vermeidung langfristiger Abhängigkeiten sowie klare Projektanforderungen und ein Reporting zur Einhaltung von Budgets, Meilensteinen und Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Öffentliche Einrichtungen sollten stets abwägen, inwiefern die Unterstützung spezieller Dienstleister benötigt wird oder langfristig verfügbare interne Ressourcen und passende Kompetenzen intern aufgebaut werden können. Sollten diese vorhanden sein, ist man – anders als bei proprietärer Software – frei, flexibel auf andere Dienstleister oder hauseigene Lösungen zu setzen. Wenn also die öffentliche Hand auf ein effektives Management der Beziehung mit spezialisierten Dienstleistern setzt, kann das öffentliche Vertrauen aufrechterhalten werden, was Voraussetzung und Zielsetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sein sollte.

Partnerschaften für effektiven Open-Source-Einsatz

Unternehmen können dem öffentlichen Sektor als wertvolle Partner dienen, um OSS effektiv zu nutzen. Ihre Expertise bei der Suche und Bewertung von anforderungsgerechter OSS sowie der Pflege von Open-Source-Codebasen trägt zur Zuverlässigkeit, Sicherheit und Innovationskraft digitaler Dienste, die von öffentlichen Einrichtungen betrieben werden, bei. Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor sowie das aktive Engagement in der Open-Source-Gemeinschaft fördern den Austausch von Wissen und ermöglichen kontinuierliche Verbesserungen.

Öffentliche Einrichtungen sollten die Vor- und Nachteile einer Einbindung des privaten Sektors sorgfältig abwägen und dabei die Vorteile mit dem Bedürfnis nach Kontrolle, Transparenz und Rechenschaftspflicht in Einklang bringen. Durch den Aufbau strategischer Partnerschaften mit Unternehmen des Privatsektors kann der öffentliche Sektor die Leistungsfähigkeit von OSS nutzen, um effiziente und effektive Lösungen bereitzustellen, die den sich wandelnden Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger, der Wirtschaft und weiteren Interessengruppen gerecht werden.

Quellen

Basanta E. P. Thapa, Christian Weidner & Dorian Grosch, (2022). Hrsg. Kompetenzzentrum Öffentliche IT, Ein Open-Source-Ökosystem für die öffentliche Verwaltung (oeffentliche-it.de) (abgerufen am 23.07.20223)

Stiftung Mitarbeit, Open Government und Open Data, Wegweiser Bürgergesellschaft: Open Government und Open Data (buergergesellschaft.de) (abgerufen am 23.07.2023)

Klessmann, J., Denker, P., Schieferdecker, I. & Schulz, S. E., Open Government Data Deutschland: Eine Studie zu Open Government in Deutschland im Auftrag des Bundesministerium des Innern (2012). Open Government Data Deutschland (verwaltung-innovativ.de) (abgerufen am 23.07.2023)

Weiterführendes von ÖFIT:

Erfolgreiche Innovationsfellowships in der Verwaltung umsetzen

Die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung hin zu agilen und nutzerzentrierten Arbeitsweisen kann u.a. durch die Teilnahme an Innovationsfellowships erreicht werden. Diese Veröffentlichung beschreibt wie Innovationsfellowships erfolgreich umgesetzt werden können. Dazu werden zehn Handlungsempfehlungen beschrieben, die Entscheidungsträger in der öffentlichen Verwaltung dabei unterstützen. Für die Planung der Innovationsfellowships ist es wichtig, die benötigten Ressourcen frühzeitig bereitzustellen, Unterstützung von den Leitungsebenen sicherzustellen und die technische Infrastruktur der Behörde zu berücksichtigen. Bei der Durchführung der Fellowships kommt es darauf an, Möglichkeiten für einen Kompetenztransfer zu schaffen und das Rollenverständnis der Beteiligten früh zu klären.

Digitale Kommune - Eine Typfrage

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Was zeichnet Kommunen aus, die digital gut aufgestellt sind? Was machen sie anders und was kann man von ihnen lernen? Die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) und das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) haben deutschlandweit 412 KGSt-Mitgliedskommunen zur Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung, zur strategischen Herangehensweise und zur Digitalisierung in der örtlichen Gemeinschaft befragt. Der Einsatz von E-Government-Basiskomponenten stand dabei ebenso im Fokus wie die Nutzung kommunaler Daten zur Prozessoptimierung, die Förderung digitaler Kompetenzen sowie kommunale Handlungsfelder, Rollen- und Steuerungskonzepte. Der Impuls untersucht, was digital gut aufgestellte Kommunen auszeichnet und welche Handlungsempfehlungen sich hieraus ableiten lassen.


Veröffentlicht: 25.10.2023