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Blockchain in der Verwaltung: Vom Hype zum echten Nutzen

Blockchain in der Verwaltung: Vom Hype zum echten Nutzen

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Alexander Schmid leitet für BearingPoint Projekte zur Verwaltungsmodernisierung, auch die Entwicklung und Umsetzung von Verwaltungsprozessen mit Blockchains.

Was ist aus dem Hype um die Blockchain in der deutschen Verwaltung geworden? Eine Studie untersucht 52 konkrete Vorhaben mit Distributed-Ledger-Technologien, die derzeit die Bundesverwaltung (19 Projekte) sowie die Länder (33 Projekte) vorantreiben. Die wesentlichen Erkenntnisse sind hier zusammengefasst.

Abbildung 1: Die Kernaussagen der Studie zu Blockchain in der öffentlichen Verwaltung hat Alexander Schmid auch in fünf kurzen Videos zusammengefasst.

Die Blockchain ist kein Schreckgespenst (mehr)

Die Studie zeigt, dass viele Behörden sich inzwischen der Bedeutung dieser Technologie bewusst sind und sich dem wichtigen Zukunftsthema angenommen haben, um eigene Leistungsangebote zukunftsorientiert ausrichten zu können.

Theorie sehr gut – Praxis sehr ausbaufähig!

Die Studie zeigt, dass sich ein Großteil der Vorhaben zur Blockchain-Technologie und deren mögliche Anwendungsoptionen leider noch immer im Anfangsstadium befinden. Von den 52 Projekten in Bund und Ländern befinden sich 31 derzeit noch in der Ideen- bzw. Planungsphase. Der Sprung von der Idee und einer ersten Konzeption zu einem Piloten oder gar zu einem live geschalteten, für Bürgerinnen und Bürger erreichbaren System ist oft noch ferne Zukunftsmusik. Der Reifegrad aller betrachteten Projekte und Vorhaben liegt auf einer zehnstufigen Skala im Mittelwert aktuell bei lediglich 2,42 – ein recht ernüchternder Wert (siehe Abbildung 2). Für viele Projekte liegen Machbarkeitsstudien vor, doch Fachkonzepte für eine weitere Umsetzung in der Praxis fehlen in der Regel noch. Der Bund steht im Mittel beim Reifegrad mit 2,84 für 19 Vorhaben dabei leicht besser da als die Länder mit 2,18 für 33 Vorhaben.

Abbildung 2: Blockchain in der öffentlichen Verwaltung, BearingPoint

Wo liegt der Nutzen?

Diese Frage stellt sich vielen Entscheidungsträgern in der öffentlichen Verwaltung, die überlegen, ob die Blockchain-Technologie jenseits des Hypes der Verwaltung »etwas bringt«: Sei es über eine Entlastung des Haushalts, über eine höhere Zufriedenheit bei Bürgerinnen und Bürgern oder der Wirtschaft, verbunden mit einer höheren Qualität der eigenen Leistungserbringung. Übergreifend erwartet die Verwaltung von der Blockchain-Technologie zuvorderst die automatisierte Verifizierbarkeit von Identitäten, Manipulationssicherheit und eine schnelle Verfügbarkeit von Daten.

Erste Erfolge sind zu verzeichnen

Auch wenn viele Blockchain-Projekte der öffentlichen Verwaltung noch in Frühstadien stecken, sind erste erwähnenswerte Erfolge in der Praxis zu vermelden. So testet beispielsweise das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit dem Projekt TruBudget ein auf Blockchain basierendes Tool für die transparente Verfolgung der Mittelverwendung in der Entwicklungszusammenarbeit. Und beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) läuft das Pilotprojekt AnkER, mit dem Asylprozesse durch Blockchain transparent und manipulationssicher gemacht werden sollen. Diese und weitere Pilotprojekte können gerade den Vorhaben, die noch am Anfang stehen, Orientierung durch gesammelte Praxiserfahrung geben. Dazu ist es wichtig, dass Projekterfahrungen und -herausforderungen zwischen Bund und Ländern miteinander ausgetauscht werden.

Keine unüberwindbare Hürde

Die Herausforderungen der Blockchain-Technologie für die öffentliche Verwaltung werden nicht ignoriert, sondern klar gesehen und konzentriert adressiert. Kulturell liegt die größte Herausforderung in einem fehlenden Grundverständnis des Nutzens der Technologie. Organisatorisch besteht die größte Herausforderung darin, dass die Reife der Technologie noch nicht ausreicht für eine Entscheidung zum Wechsel oder zum Aufbau eines Verfahrens auf der Plattform einer Blockchain. Haushaltstechnisch ist ein nicht klar erkennbarer Business Case das größte Hindernis zur Weiterentwicklung.

Aus den umfangreichen Erfahrungen der verschiedenen Blockchain-Projekte lassen sich eine Lernkurve und Orientierung mit Good Practices für die zukünftigen Vorhaben in der öffentlichen Verwaltung gewinnen. Das bestehende Wissen kann gut für die eigene, behördliche Aufgabenstellung und Ausgangssituation angepasst und genutzt werden.

Empfehlung: Ein interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt daraus machen

Die Studie bietet einen Einstieg für Behördenleitungen, die Nutzung von Blockchain auch in weiteren Geschäftsprozessen der Verwaltung zu prüfen.

Schlussfolgerung zum derzeitigen Reifegrad der Blockchain-Nutzung und zum Stand der strategischen Diskussion: Guter erster Ansatz (mit der Vielzahl an unterschiedlichen Vorhaben), jedoch ist es jetzt wichtig, das Begonnene zu Ende führen und den konkreten Nutzen für die Verwaltung konsequent in Umsetzungsprojekten erschließen. Hier schließen sich im Ergebnis der Studie vier Empfehlungen an:

  1. Innovationsdynamik des Marktes nutzen!
  2. Geschäftsmodelle zur Nutzung der Blockchain entwickeln!
  3. Mitarbeitende der Behörde im Umsetzungsprojekt »mitnehmen«!
  4. Interdisziplinären Blick im Projektmanagement einrichten!

Über die Studie

BearingPoint hat die Studie im Zeitraum April bis August 2020 auf Grundlage von Strategiedokumenten aus Bund und Ländern durchgeführt.

Die vollständige Studie finden sie unter
bearingpoint.com/de-de/unser-erfolg/insights/blockchain-in-der-oeffentlichen-verwaltung.


Veröffentlicht: 23.03.2021