Digitale Gräben
Digitale Gräben
- Autorinnen / Autoren:
- Tristan Kaiser
- Zuletzt bearbeitet:
- Juli 2016
- Titel:
- Digitale Gräben
- Trendthema Nummer:
- 8
- Herausgeber:
- Kompetenzzentrum Öffentliche IT
- Titel der Gesamtausgabe
- ÖFIT-Trendschau: Öffentliche Informationstechnologie in der digitalisierten Gesellschaft
- Erscheinungsort:
- Berlin
- Autorinnen und Autoren der Gesamtausgabe:
- Mike Weber, Stephan Gauch, Faruch Amini, Tristan Kaiser, Jens Tiemann, Carsten Schmoll, Lutz Henckel, Gabriele Goldacker, Petra Hoepner, Nadja Menz, Maximilian Schmidt, Michael Stemmer, Florian Weigand, Christian Welzel, Jonas Pattberg, Nicole Opiela, Florian Friederici, Jan Gottschick, Jan Dennis Gumz, Fabian Manzke, Rudolf Roth, Dorian Grosch, Maximilian Gahntz, Hannes Wünsche, Simon Sebastian Hunt, Fabian Kirstein, Dunja Nofal, Basanta Thapa, Hüseyin Ugur Sagkal, Dorian Wachsmann, Michael Rothe, Oliver Schmidt, Jens Fromm
- URL:
- https://www.oeffentliche-it.de/-/digitale-graben
- ISBN:
- 978-3-9816025-2-4
- Lizenz:
- Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY 3.0 DE) http://creativecommons.org/licenses/by/3.0 de/legalcode. Bedingung für die Nutzung des Werkes ist die Angabe der Namen der Autoren und Herausgeber.
Die zunehmende Online-Nutzung überwindet digitale Gräben nur scheinbar. Rasante Technikentwicklung und sehr kurze Innovationszyklen führen zum Aufreißen immer neuer Gräben: vorgestern die Benutzung eines Computers, gestern die mobile Nutzung und heute vielleicht der souveräne Umgang mit Privatheit im allgegenwärtigen Netz. Bei aller Facettenwandelung ist und bleibt das Thema eines der gesellschaftlichen Teilhabe.
Digitale Gräben als Spiegel der Gesellschaft
Immer mehr gesellschaftlich relevante und persönlich wichtige Funktionen finden ihre Abbildung im Digitalen. Hier können neue Arbeitgeber gesucht, über soziale Netzwerke alte und neue Freundschaften gepflegt und zahllose Medien eingesehen werden. Um diese Angebote nutzen zu können, bedarf es Netzzugang sowie Bereitschaft zum Umgang mit neuen Medien und entsprechender Kompetenzen.
Der digitale Graben zwischen Onlinern und Offlinern scheint sich bei wachsender Nutzung des allgegenwärtigen Netzes zu schließen. Tatsächlich reißen jedoch immer neue Gräben auf, die durch digitale Innovationsschübe entstehen. Die Akzeptanz körpernaher Sensoren (siehe Wearables) zeichnen die gegenwärtigen Gräben ebenso auf, wie die Kompetenz, die eigene Privatheit (siehe Post Privacy) zu schützen (Privacy Divide).
Begriffliche Verortung
Überwindung der Kluft
Der digitale Graben ist hinlänglich untersucht und spiegelt in vielerlei Hinsicht gesellschaftliche Chancen. Die Spaltung verläuft zwischen Jung und Alt, zwischen Einkommensgruppen, zwischen städtischem und ländlichem Raum (siehe Peripherie) und zwischen hohem und niedrigem Bildungsgrad. Bereits eines dieser oftmals in Kombination auftretenden, ungünstigen Kriterien lässt die Netznutzung um einen Faktor von bis zu zwei sinken. Unterschiede zeigen sich in den Bereichen Zugang, Kompetenz, Nutzung und Offenheit.
Die Unterschiede bestimmen zugleich die Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe: wirtschaftliche Gelegenheiten, politische Partizipation und soziale Integration. Die Überwindung digitaler Gräben stellt somit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe hoher Priorität dar (siehe Autodidaktik). Dabei kann es nicht darum gehen, den bereits beträchtlichen Druck zur umfassenden Partizipation an der digitalen Welt zu erhöhen. Vielmehr geht es um Hilfestellungen und Übersetzungsleistungen (siehe Usability). Für Offliner müssen dabei insbesondere bei öffentlichen Angeboten alternative Kanäle offengehalten werden.
Themenkonjunkturen
Folgenabschätzung
Möglichkeiten
- Neue Formen der Partizipation und Teilhabe
- Partielle Überwindung sozialer Ungleichheiten
- Effizienz- und Effektivitätsgewinne durch Onlinenutzung
- Nutzung des Kreativpotenzials an der Grenze von Onlinern und Offlinern
- Positive Anreize zur Auseinandersetzung mit technischen und gesellschaftlichen Neuerungen
Wagnisse
- Ausgrenzung Einzelner und ganzer gesellschaftlicher Gruppen
- Zerstörung analoger Angebote und systematische Ausgrenzung von sozialer Teilhabe
- Faktischer Zwang zur Digitalisierung durch positive Diskriminierung und exklusive Angebote
- Technokratie im Netz
- Behinderung technischer und gesellschaftlicher Innovationen zur Vermeidung von Verwerfungen
Handlungsräume
Kreative Hilfestellungen
Die Initiativen zur Überwindung digitaler Gräben sind facettenreich und mitunter sehr erfolgreich. Wenn beispielsweise Schülerinnen in ihrem schulischen EDV-Raum Personen im Alter ihrer Großeltern elementare IT-Kenntnisse vermitteln, dann findet dabei nicht nur ein Kompetenzaufbau, sondern auch eine Egalisierung ganz eigener Art statt. Solche Initiativen gilt es voranzutreiben und zu fördern.
Konsequente Digitalisierung
Die Digitalisierung erscheint aktuell nicht nur unumgänglich, eine umfassende Digitalisierung bietet Möglichkeiten für Effizienz- und Effektivitätsvorteile, so dass es im ureigenen staatlichen Interesse liegt, diese Entwicklung voranzutreiben. Vorbildliche eigene Lösungen können dabei Push und Pull für den gesellschaftlichen Wandel sein (siehe Verwaltung x.0).
Multikanalzugang
Auch diejenigen, die bewusst oder notgedrungen auf digitale Lösungen verzichten, müssen einen angemessen Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen über alternative Kanäle behalten.