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Selbstdatenschutz – Bürger:innen mit einfachen Strategien stärken

Selbstdatenschutz – Bürger:innen mit einfachen Strategien stärken

von Karoline Krenn

Digitale Anwendungen bieten häufig den Komfort personalisierter Nutzung. Oftmals bleibt unklar, was mit den Daten passiert.

 

Jede:r kann Gewohnheiten hinterfragen

Jede:r kann vertrauenswürdige- und privatheitsfreundliche Dienste wählen

Jede:r kann neue Routine(n) etablieren

 

Digitale Datenspuren im Netz

Die Verbreitung digitaler Technologien stellt Bürger:innen im Hinblick auf Datenschutz vor neue Herausforderungen. Beinahe jede Aktivität im Internet, sei es die Suchanfrage, die Nutzung sozialer Medien oder der Onlineeinkauf, hinterlässt Datenspuren. Die Weitergabe von Daten an Dritte ist zu einem profitablen Geschäftsmodell für die Webseitenbetreiber geworden. Der Datenhandel floriert. Neben den vielen Chancen aus der Zusammenführung und Verknüpfung digitaler Daten aus verschiedenen Quellen werden dadurch auch Rückschlüsse auf Nutzer:innen ermöglicht. Unser Papier zu Internettracking zeigt auf, wie digitale Daten gesammelt und daraus Nutzerprofile erstellt werden.

Befragt man die Bürger:innen zum Umgang mit ihren persönlichen Daten, zeigen sich verschiedene Aspekte. Trotz einer allgemeinen Sensibilisierung für die Weitergabe personenbezogener Daten im Internet hat das Wissen um diese Weitergabe jedoch nur geringe Auswirkungen auf das tatsächliche Nutzungsverhalten. Woran liegt dieser scheinbare Widerspruch? In einer von uns in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage vom Dezember 2017 bekunden nur 2 Prozent der Befragten, dass ihnen Datenschutz nicht wichtig sei. Allerdings offenbaren 70 Prozent, dass sie nicht wissen, wie sie ihre Daten schützen können. Es überrascht daher nicht, dass wirksamer Selbstdatenschutz noch wenig verbreitet ist: Nur 16 Prozent der Befragten schränken die Nutzung von Ortungsdiensten auf Mobilgeräten ein, nur 15 Prozent modifizieren Einstellungen im Webbrowser, nur 4 Prozent verwenden Suchmaschinen, die Daten nicht speichern, und nur 2 Prozent verwenden Werbeblocker.

Kompetenz im Selbstdatenschutz stärken

Um hier Kompetenzen aufzubauen und Bürger:innen zum Selbstdatenschutz zu befähigen, bedarf es daher Informationen über wirksame Selbstdatenschutzstrategien und Tipps, worauf man bei der Anschaffung und Nutzung von Geräten und Anwendungen achten sollte.

Beim Selbstdatenschutz geht es darum, die Rechte an den eigenen Daten wahrzunehmen und über ihre Weitergabe selbst zu entscheiden. Unter dem Begriff Datenachtsamkeit haben wir in unserem Impulspapier Datenachtsamkeit - Ein neuer(licher) Blick auf den Selbstdatenschutz einige universelle Prinzipien vorgestellt. Selbstdatenschutz beginnt damit, die eigenen Gewohnheiten im Umgang mit digitalen Daten zu hinterfragen. Einfache Strategien wie Datensparsamkeit, die Unterbrechung von Kontinuität, die Nutzung von Pseudonymen und verschlüsselten Diensten können Bürger:innen dauerhaft mehr informationelle Selbstbestimmung ermöglichen. In der Auseinandersetzung mit diesen Strategien können sich so neue Routinen im Selbstdatenschutz etablieren.

Der Komfort, den die personalisierte Nutzung digitaler Anwendungen bietet, hat eine Schattenseite. Die Weiterverwendung der Daten (durch Webseitenbetreiber oder Datenhändler) bleibt oft unklar. In der Grafik sehen wir unterschiedliche Alltagssituationen, in denen Datenschutzaspekte zum Tragen kommen: der Hinweis auf die Geschäftsbedingungen für die Websitenutzung, die aufgrund ihrer Länge niemand liest, das Angebot, sich mit seinem Social Media Profil einzuloggen, statt ein neues Kundenprofil anzulegen, die Aufforderung, sich an einem Gewinnspiel zu beteiligen und dafür umfangreich personenbezogene Daten preiszugeben. Die Umsetzung einfacher Schutzroutinen befähigt zur informationellen Selbstbestimmung. Diese Prinzipien sind universell wirksam.

Neue Schutzroutinen etablieren

Mit dem Aufruf zur Datenachtsamkeit laden wir zu einer bewussten Abwägung darüber ein, inwiefern die Preisgabe welcher Daten in welchen Kontexten für welche (individuellen oder am Gemeinwohl orientierten) Zwecke notwendig und sinnvoll ist. Datensparsamkeit heißt, nicht erforderliche personenbeziehbare Angaben zu vermeiden. Durch die Modifikation von Einstellungen in Browsern, Apps und Geräten und durch das Löschen von Daten werden die Verknüpfungsmöglichkeiten personenbezogener Daten verringert und die Kontinuität von Profilen unterbrochen. Mit der Verwendung von Pseudonymen können verschiedene Rollen und Kontexte im Netz voneinander getrennt werden. Zur Datenachtsamkeit gehört auch die Verwendung von Diensten mit integrierter Verschlüsselung.

Für die Nutzung und Anschaffung von Geräten und Anwendungen heißt das: Selbstdatenschutz hängt auch mit der Auswahl geeigneter Produkte zusammen. Produkte, die Datenschutzprinzipien berücksichtigen, basieren auf .

Diese Prinzipien können bereits im Design von IT-Systemen bzw. -Diensten berücksichtigt werden (Privacy by Design) und als datenschutzfreundliche Einstellungen in IT-Diensten vorgegeben werden (Privacy by Default).


Veröffentlicht: 19.05.2020