Massenmedien
Massenmedien
- Autorinnen / Autoren:
- Mike Weber
- Zuletzt bearbeitet:
- Juli 2016
- Titel:
- Massenmedien
- Trendthema Nummer:
- 9
- Herausgeber:
- Kompetenzzentrum Öffentliche IT
- Titel der Gesamtausgabe
- ÖFIT-Trendschau: Öffentliche Informationstechnologie in der digitalisierten Gesellschaft
- Erscheinungsort:
- Berlin
- Autorinnen und Autoren der Gesamtausgabe:
- Mike Weber, Stephan Gauch, Faruch Amini, Tristan Kaiser, Jens Tiemann, Carsten Schmoll, Lutz Henckel, Gabriele Goldacker, Petra Hoepner, Nadja Menz, Maximilian Schmidt, Michael Stemmer, Florian Weigand, Christian Welzel, Jonas Pattberg, Nicole Opiela, Florian Friederici, Jan Gottschick, Jan Dennis Gumz, Fabian Manzke, Rudolf Roth, Dorian Grosch, Maximilian Gahntz, Hannes Wünsche, Simon Sebastian Hunt, Fabian Kirstein, Dunja Nofal, Basanta Thapa, Hüseyin Ugur Sagkal, Dorian Wachsmann, Michael Rothe, Oliver Schmidt, Jens Fromm
- URL:
- https://www.oeffentliche-it.de/-/massenmedien
- ISBN:
- 978-3-9816025-2-4
- Lizenz:
- Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY 3.0 DE) http://creativecommons.org/licenses/by/3.0 de/legalcode. Bedingung für die Nutzung des Werkes ist die Angabe der Namen der Autoren und Herausgeber.
Die fundamentale Umwälzung der Massenmedien durch Digitalisierung hat an den wesentlichen Herausforderungen kaum etwas geändert: der einfache Zugang zu einer möglichst großen Angebotsvielfalt ist entscheidend. Inwieweit Massenmedien dabei ihre gesellschaftliche Bindewirkung bewahren können, hängt wesentlich von der Qualität ihrer Strukturierung und Aufarbeitung allgegenwärtiger Informationen ab.
Die Medien wurden früh von der Digitalisierung erfasst
Wohl keine andere Branche ist von der Digitalisierung so früh und umfassend auf allen Wertschöpfungsstufen erfasst worden wie die Medien. Konvergierende Technologien und Multikanal-Angebote lassen heute die Grenzen zwischen den Medien verschwimmen. Asynchrone und ubiquitäre Nutzung erleichtert den Zugang und erhöht die Verfügbarkeit der Angebote. Mitwirkungsmöglichkeiten werden ausgebaut und das Prinzip des Broadcastings durch immer mehr Rückkanäle ergänzt. Parallel hierzu sinkt die Schwelle zur Produktion massenmedialer Inhalte (siehe Autodidaktik). Technische Verbesserungen und neue Verbreitungswege eröffnen Möglichkeiten zur kreativen Beteiligung, die in Einzelfällen hinsichtlich Abrufzahlen und wirtschaftlicher Verwertbarkeit mit klassischen Fernsehserien konkurrieren können (siehe Prosument). In kleinerem Rahmen lassen sich durch Spezialangebote einzelne Zielgruppen leichter erreichen. Bei Audio und Online sind die Zugangshürden eher noch geringer.
Trotz dieser erdrutschartigen Veränderungen scheint die Killerapplikation unter den Massenmedien immer noch das Fernsehen zu sein, dessen Nutzungsdauer mit durchschnittlich vier Stunden am Tag in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben ist. Der Anteil der Streaming-Dienste am Fernsehkonsum ist in Deutschland im internationalen Vergleich noch sehr gering. Die durchschnittliche Internetnutzung liegt demgegenüber noch bei etwa zwei Stunden.
Begriffliche Verortung
Größeres Vertrauen in Internet-Suchmaschinen
Die beträchtliche Bedeutung der Massenmedien für den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch die Vermittlung einer gemeinsamen Weltsicht wird dennoch durch mindestens vier Entwicklungen beeinträchtigt: (1) die Mediennutzung Jugendlicher und junger Erwachsener unterscheidet sich grundlegend vom Bevölkerungsdurchschnitt, (2) Printmedien stehen unter wirtschaftlichem Anpassungsdruck, (3) enge Innovationszyklen, aktuell etwa Streaming-Dienste, wirken kontinuierlich auf die Mediennutzung und (4) aktuell ist ein beträchtlicher Vertrauensverlust in klassische Medien zu konstatieren. Insbesondere der Vertrauensverlust kann die gesellschaftliche Bindewirkung aushöhlen und wirtschaftlichen Bedrohung traditioneller Medien führen, die dann die Strukturierungsleistung des immer größeres Daten- und Informationsangebot nicht mehr wirksam erbringen können. International reicht der Vertrauensverlust sogar so weit, dass empirische Studien ein größeres Vertrauen in Internet-Suchmaschinen denn in traditionelle Medien ausmachen.
Zugang zum und Vielfalt des Angebots bleiben zentral, um eine Grundversorgung mit dieser als kritisch angesehenen Infrastruktur zu gewährleisten. Die Technologiekonvergenz lässt dabei digitale Kommunikationsnetze wie das Internet in seiner relativen Bedeutung steigen. Sozialen Netzwerken kommt durch die Bereitstellung vertrauensvoller Verweise das Potenzial zur Schaffung einer Gegenöffentlichkeit zu. Gesellschaftliche Relevanz jedes medialen Angebots bestimmt sich dabei über thematische Breite und inhaltliche Tiefe: gerade in Zeiten allgegenwärtiger Informationen liegt in der Strukturierung und Aufbereitung und weniger in der schlichten Verbreitung die massenmediale Wertschöpfung.
Themenkonjunkturen
Folgenabschätzung
Möglichkeiten
- Wertschöpfung durch Strukturierung und Aufbereitung allgegenwärtiger Informationen
- Individuelle Informationsnachfrage und Individualisierung des Angebots
- Zivilgesellschaftliche Gegenöffentlichkeit als Korrektiv von Konzernen und öffentlich-rechtlichen Anstalten
- Ubiquitäre und asynchrone Nutzung »on demand«
Mitwirkungsmöglichkeiten durch Rückkanäle und Eigenproduktion
Wagnisse
- Niveauverfall und -nivellierung des Medienangebots in der Breite
- Kanalisierung von Aufmerksamkeit und Kannibalisierung des Angebots
- Nachlassende gesellschaftliche Bindewirkung von Massenmedien aufgrund fehlender Leitmedien
- Strukturwandel und Konzentration medialer Wirtschaftsmacht (siehe Werbeblocker)
- Technologiekonvergenz verringert die Redundanz der Systeme
Handlungsräume
Freier Zugang zum Medienangebot
Die gesellschaftlichen Funktionen von Massenmedien erfordern einen diskriminierungsfreien und offenen Zugang für alle Interessierte. Die Digitalisierung führt hier zu einem Bedeutungszuwachs informationstechnischer Infrastrukturen und neueren Formate wie Videoplattformen, Blogs und Podcasts.
Grundversorgung
Der Zugang für Anbieter und Konsument bildet die technische Voraussetzung zur Sicherstellung der medialen Grundversorgung. Dabei kann der öffentliche Sektor diese Infrastruktur nutzen und die Medienproduktion fördern. Die Finanzierung von öffentlich-rechtlichen Anstalten ist in Zeiten geringer Zugangsschwellen dabei nur ein, allerdings bedeutsamer Weg.
Fördern und Fordern
Die gezielte Förderung von kleinen, durch Communities getriebenen Medienangeboten ist ein anderer Weg zur Sicherstellung einer breiten Versorgung. Förderung ermöglicht die Beeinflussung von Qualität und Abdeckung bestimmter Themenfelder und Regionen (siehe Glokalisierung).