Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Daten – Vorstellung des DiDaT Weißbuchs
Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Daten – Vorstellung des DiDaT Weißbuchs
Am 02.03.2021 wurde das Weißbuch des DiDaT-Projekts unter Federführung des IASS Potsdam vorgestellt, Fraunhofer FOKUS und ÖFIT begleiteten die Veranstaltung. Die Übergabe des Weißbuchs an Vertreter:innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft stellte an diesem Abend den vorläufigen Höhepunkt eines mehrjährigen transdisziplinären Prozesses dar.
Als Mitglied des DiDaT-Steering Boards eröffnete ÖFIT-Leiter Prof. Dr. Peter Parycek die Veranstaltung und verdeutlichte die Pionierarbeit, die weiterhin geleistet werden muss, um die Ressource digitale Daten zu verstehen. Erfahrungswerte des Industriezeitalters seien nicht mehr auf die Prinzipien einer datengetriebenen Ökonomie anwendbar, die keine materielle Ressourcenknappheit kennt. Dieser Logikwandel gehe aufgrund der Neuartigkeit der Prinzipien mit unerwünschten Nebenfolgen einher. Dazu gehören unter anderem der erhöhte Ressourcenverbrauch durch die Bereitstellung hochvernetzter digitaler Infrastruktur, Datenmissbrauch im Gesundheitssektor, Gefahr der Monopolbildung durch digitale Plattformen im Landwirtschaftssektor oder neue Formen von Gewalt gegen Einzelpersonen in sozialen Netzen.
Das DiDaT-Weißbuch setzt sich mit möglichen Maßnahmen im Umgang mit negativen Folgen der Digitalisierung in den sogenannten Vulnerabilitätsräumen Mobilität, Gesundheit, Landwirtschaft, KMU und soziale Medien auseinander. Die Besonderheit von DiDaT ist hierbei die Transdisziplinarität des Forschungsprojekts: Neben über 60 Wissenschaftler:innen arbeiteten auch zahlreiche Praktiker:innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Industrie in den Forschungsgruppen mit.
Eine Handlungsempfehlung für den Vulnerabilitätsraum soziale Medien fand dabei besondere mediale Resonanz: die Etablierung von Social-Media-Beiräten als Scharnierinstitution zwischen den Betreiber:innen der jeweiligen Plattform sowie Politik und Zivilgesellschaft. Diese Beiräte würden unter anderem verbindliche Richtlinien zur Inhaltskontrolle oder zur Sperrung einzelner Nutzer:innen festlegen, aber auch als Schlichtungsstelle zwischen Anbieter:in, Nutzer:innen und staatlichen Einrichtungen dienen. Cornelia Sindermann, Leiterin der zugehörigen Forschungsgruppe und Wissenschaftlerin an der Universität Ulm, sieht hierin neben der Schaffung von mehr Transparenz auch die Chance für einen Public-Governance-Ansatz, um beispielsweise zielgerichteter gegen digitale Gewalt vorgehen zu können.
Roland Scholz, emeritierter Professor der ETH Zürich und Verbundkoordinator des Projekts, betonte abschließend die Notwendigkeit der Weiterführung des transdisziplinären Prozesses und die Ergebnisse des DiDaT-Projekts, über die Publikation des Weißbuchs hinaus, zu evaluieren und gegebenenfalls nachzuschärfen. So lassen sich auch zukünftig sinnvolle Handlungsempfehlungen zum verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Daten geben. Alle bisherigen Teilnehmenden wurden für diesen weiteren Prozess und die aktive Mitarbeit noch einmal ausdrücklich eingeladen.
Das Weißbuch kann über die Webseite des Nomos-Verlags kostenfrei heruntergeladen werden:
Roland W. Scholz, Markus Beckedahl, Stephan Noller, Ortwin Renn (Hrsg.)
Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Daten – Orientierungen eines transdisziplinären Prozesses
Auflage 2021
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
ISBN print: 978-3-8487-8020-4
Weiterführendes von ÖFIT:
In diesem White Paper zeigt ÖFIT, wie Digitale Infrastruktur im europäischen Kontext als öffentliches Gut verstanden werden kann.
Roland W. Scholz, Markus Kley, Peter Parycek (2020)
Digital infrastructure as a public good: A European perspective
Information Systems Research: Pure Theory paper
Berlin: Fraunhofer FOKUS: Kompetenzzentrum Öffentliche IT
Veröffentlicht: 28.04.2021